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Aus der Sektion Kataklysmische und Eruptive:
Aktivitäten zwischen Januar und April 2004

Thorsten Lange, Bovenden

Im ersten Quartal des Jahres 2004 ereigneten sich Ausbrüche verschiedener bekannter Eruptiver, allerdings erneut keine Nova für die nördlichen Beobachter. Als besonderes Präsent für die BAV Mitglieder ist diesem Rundbrief ein Farbbild des Nebels um V838 Mon beigeheftet, das vom Hubble Space Telescope am 4. März aufgenommen wurde.

DO Dra

Der nur selten sichtbare Eruptive DO Dra zeigte wenige Tage vor Redaktionsschluß zum letzten Rundbrief seinen ersten Ausbruch seit dem 24. September 2001, daher konnte der Ausbruch in Rundbrief 1/2004 nicht mehr gewürdigt werden. DO Dra zeigte in den Jahren 1999, 2000 und 2001 Ausbrüche in Abständen von ziemlich genau einem Jahr. Seitdem kann aufgrund der Beobachtungsdichte ein übersehenes Ereignis ausgeschlossen werden. Beim aktuellen Ausbruch handelt es sich um das vierzehnte beobachtete Ereignis. In Rundbrief 3/2001 erschien eine Tabelle all dieser Eruptionen.

Am 23. Januar kam im VSNET eine Warnungsnachricht, da der Stern am frühen Morgen etwa eine Größenklasse heller als gewöhlich gesehen wurde. Am Abend desselben Tages meldeten die ersten Beobachter eine Helligkeit von etwa 11.5 mag, darunter auch die BAV Mitglieder Wolfgang Kriebel und Wolfgang Renz.

Wolfgang Renz fertigte eine Reihe von CCD-Aufnahmen des Sterns an. Er beschrieb das Normallicht vor dem Ausbruch als 15.0 - 15.5 mag. Ein Anstieg um 3.0 mag dauerte 0.528 Tage. Das Maximum lag im Bereich von 10.6 mag bis 11.2 mag und zeigte ein fast horizontales Plateau von etwa 1.5 Tagen Länge. Die erste, flachere Phase des Abstiegs ging mit einer Rate von einer Größenklasse pro Tag voran. Die zweite, steilere Phase lag bei 3 mag pro Tag, so daß der Stern im Laufe des 27. Januar wieder seine Normalhelligkeit erreichte. Die Lichtkurve ist in Abbildung 1 zu sehen.

Witterungsbedingt konnten nur die südlichen Beobachter den Stern verfolgen, die nördlichen hatten lediglich am Tag vor dem Ausbruch sowie während des Abstiegs die Möglichkeit eines freien Blicks. Nach den vorliegenden Beobachtungsdaten sahen Wolfgang Renz (15), Wolfgang Kriebel (1) und Dieter Süßmann (2) den Ausbruch.

Im VSNET berichteten Beobachter über den Nachweis von Superbuckeln: Dabei folgten drei Minima in einem Abstand von jeweils 0.0737 Tagen, drei Maxima im Abstand von jeweils 0.0623 Tagen. Der Anstieg von Minimum zum Maximum verlief sehr steil.

Abbildung: Im Januar 2004 zeigte DO Dra einen neuen Ausbruch. Die quadratisch markierten sowie die meisten negativen Beobachtungen stammen von BAV Mitgliedern, die runden zur Vervollständigung der Lichtkurve aus dem VSNET.

BZ UMa

Der eruptive Stern vom Typ UG zeigte seinen ersten Ausbruch seit Dezember 2002. Vermutlich handelt es sich sogar um einen SU UMa Untertypen wegen seiner kurzen Orbitalperiode und der Masseflussrate. BZ UMa ist außerdem eine helle Röntgenquelle und wird verdächtigt, ein intermediate magnetic Stern zu sein.

U Gem

Nach einer überlangen Ruhephase von 193 Tagen bei einer durchschnittlichen Periode von 103 Tagen zeigte der wohlbekannte U Gem seinen ersten Ausbruch seit August 2003. Vom Nachmittag des 26. Februar 2004 bis zum Morgen des 27. Februar stieg die Helligkeit um mehr als vier Größenklassen an. Nach einem mehrtägigen Maximum bei 9.2 mag fiel die Helligkeit am 9. März wieder unter die zehnte Größenklasse.

Nach den vorliegenden Beobachtungen konnten fünf BAVer den Stern in der Nacht seines Ausbruchs verfolgen. Herr Renz nahm sogar drei Bilder im Verlauf von drei Stunden auf, in denen der Stern um 1.6 mag anstieg. Auch während weiterer drei Nächte konnte Herr Renz schöne Messreihen anfertigen. Abbildung 2 stellt die Gemeinschaftslichtkurve dar.

Abbildung: Der Ausbruch von U Gem im Februar 2004 aus Sicht der BAVer Dietmar Augart (2), Günther Krisch (7), Thorsten Lange (5), Wolfgang Renz (38), Danny Scharnhorst (3), Dieter Süßmann (2) und Frank Vohla (4).

U Sco

In IAUC 8279 berichtet B.E. Schaefer von der Louisiana State University von der Entdeckung eines weiteren Ausbruchs der rekurrenten Nova U Sco: Auf Platten des Harvard College Observatory zeiget sich der Stern am 6. März 1917 mit B=9.1 mag. Mit den bekannten Ausbrüchen aus den Jahren 1906, 1936, 1945, 1969, 1979, 1987 und 1999 wird damit die Periode von 8 bis 12 Jahren bestätigt.

McNeil Nebel

Am 23. Januar 2004 entdeckte der US-amerikanische Amateur Jay McNeil im Orion einen neuen Nebel, der in den vergangenen Jahren nicht zu sehen war. Für die Aufnahmen verwendete er einen 3-Zöller mit CCD-Kamera. Die Helligkeit des Nebels betrug Ende Januar ca. 14 mag, die Koordinaten lauten 5h 46m 13s / -0° 05' 55'' (J2000.0).

Bei Untersuchungen älterer Aufnahmen bis zurück ins Jahr 1951 zeigten sich vor September 2003 keinerlei Anzeichen des Nebels. Bis Anfang Dezember schien er nur sehr dunkel. Erst Ende Dezember 2003 zeigte er die gleiche Helligkeit wie bei der Entdeckung. Im Februar nahm die Helligkeit noch leicht zu.

Aus der Zeit Mitte der 1960er Jahre soll es ein Bild des Nebels geben. Das würde auf einen veränderlichen Stern und einen veränderlichen Reflexionsnebel hindeuten, im Gegensatz zu einer echten Neuerscheinung.

Nova 2004 / V5114 Sgr

Am 17. März meldete das IAU Circular 8306 die Entdeckung der ersten Nova in diesem Jahr. Unabhängig voneinander nahmen Hideo Nishimura aus Japan und William Liller aus Chile den Stern auf, der eine Helligkeit von 8.2 mag zeigte. Nur fünf Tage vorher war auf früheren Bildern kein Objekt heller als 11 mag zu sehen. Die Koordinaten lauten 18h 19m 32.142s / -28° 36' 34.91'' (J2000.0). Damit lag die Nova zu weit südlich für die meisten Leser dieses Rundbriefs.


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