Welchen Lichtwechsel kann ein Beobachter bei Cepheiden erwarten ?
Ralf Meyer
Aus beobachterischer Sicht kann man die Cepheiden mit Rücksicht auf die
Periodenlänge, die Amplitude und die Form der Lichtkurve in vier Typen
einteilen. Anhand schematischer Lichtkurven werden diese im folgenden
erläutert.
Perioden von etwa 3,5 bis 7 Tage, mäßige bis gute Amplituden über
0,6mag, klassische Lichtkurvenform mit steilem An- und langsamerem Abstieg. Die
Flanken der Kurve weisen keine wesentlichen Unregelmäßigkeiten auf. Objekte
dieser Art sind häufig und machen mindestens 1/3 aller Cepheiden aus. Bekannte
Vertreter dieses Typs in unseren Programmen sind RT Aurigae, RY Canis Majoris,
SU Cygni, V Lacertae, Y Sagittarii, T Vulpeculae und δ Cephei, der
Namensgeber aller Cepheiden.
Perioden zwischen etwa 6 und 10 Tagen und gute bis großzügige
Amplituden. Im Abstieg der Lichtkurve finden wir eine Störung in Form einer
Welle, eines Buckels oder einer Stufe. Die Buckel sind von Fall zu Fall
unterschiedlich und geben dem Stern einen individuellen Charakter. Sie treten,
soweit wir heute sehen, in jedem Zyklus in immer der gleichen Form auf und
gehören zum Stern wie ein Fingerabdruck. In den BAV-Programmen an prominenter
Stelle: U Aquilae, V600 Aquilae, W Geminorum, AW Persei, S Sagittae, U
Vulpeculae und η Aquilae, einer der hellsten und am längsten bekannten Sterne
dieses Typs.
Perioden zwischen 10 und 19 Tagen, großzügige Amplituden über 0,8 bis zu
1,3mag. Die Störung, die im vorherigen Bild zu sehen war, ist jetzt weiter
nach vorne gewandert und ähnelt einer unterschiedlich hohen Stufe am Beginn
des Anstiegs. Beispiele aus unseren Programmen: SZ Aquilae, TT Aquilae,
RX Aurigae, RW Cassiopeiae, CP Cephei, X Cygni und Z Lacertae.
Perioden über 19 Tage und kräftige Amplituden. Mit weiter zunehmender
Periode "rutscht" die Stufe in der Lichtkurve des vorherigen Bildes immer
weiter den Anstieg hinunter und verkümmert dort zuletzt. Die Lichtkurve
wird dadurch wieder glatt und nähert sich der idealtypischen Form des
ersten Bildes. Sterne dieses Typs sind selten, die BAV-Programme enthalten
alle 5 Vertreter, die der Beobachtung mit Amateurmethoden zugänglich sind:
VX Cygni, T Monocerotis, BM Persei, RU Scuti, und SV Vulpeculae.
ζ Geminorum, der dritte freisichtig beobachtbare Klassiker, bekannte und
beliebte Sterne wie Y Ophiuchi, FF Aquilae oder SU Cassiopeiae passen
ebensowenig in dieses Schema wie eine Vielzahl mehr oder weniger exotischer
Objekte, die die Fachastronomen und Sterntheoretiker auf Trab halten. Die
meisten sind wegen schlechten Amplituden schwierig zu beobachten, einige haben
veränderliche Lichtkurven, dritte ändern in ungewöhnlich heftiger und häufiger
Weise ihre Perioden.